Eines Tages überraschte sie ihre Eltern mit dem Wunsch, Medizin
studieren zu wollen. Frauen waren für dieses Studium zu jener
Zeit noch nicht zugelassen. Mit Beharrlichkeit und sogar der Hilfe
eines Papstes setzte sie sich für ihr Ziel ein und wurde schließlich
die erste Medizinstudentin Italiens.
1896 schloss Maria Montessori ihr Studium erfolgreich ab und erhielt
als erste Italienerin den Doktortitel im Fach Medizin. Sie eröffnete
eine eigene Praxis und begann an der psychiatrischen Universitätsklinik
in Rom zu arbeiten. In einer Anstalt für geistig behinderte
Kinder beobachtete sie in einem leeren Raum Kinder, die mit Brotstücken
„spielten“, weil sie sonst keinerlei Anregungen bekamen.
Mit einigen dieser Kinder begann Maria Montessori zu arbeiten und
widerlegte das damals gängige Vorurteil, dass diese „Idioten“
nicht lernfähig seien.
Sie gründete 1899 eine Modellschule, an der Lehrerinnen ausgebildet
und geistig behinderte Kinder unterrichtet wurden. Einige dieser
Kinder bestanden im Lesen und Schreiben die Prüfungen an der
staatlichen Grundschule, zum Teil sogar besser als die „normalen“
Kinder. Maria Montessori stellte sich danach die nahe liegende Frage,
wie gut sich erst normal begabte Kinder mit ihrer Lernmethode entwickeln
würden.
Die Chance dazu bot sich 1906 als ihr 50 herumstreunende Kinder
anvertraut wurden. Maria Montessori gründete das erste Casa
dei Bambini (Kinderhaus) und bot nun zum ersten Mal normal begabten
Kindern die von ihr entwickelten Materialien an. Anfangs waren die
Kinder mürrisch und desinteressiert, aber schon bald beschäftigten
sie sich intensiv mit den angebotenen Materialien.
Die Nachrichten von dieser neuen Pädagogik verbreiteten sich
rasch in der ganzen Welt. Überall wurden Kinderhäuser
eröffnet, es gründeten sich zahlreiche Montessori-Gesellschaften.
1926 gründete Maria Montessori gemeinsam mit ihrem Sohn eine
internationale Montessori-Gesellschaft, die AMI (Association Montessori
Internationale). Diese Gesellschaft besteht bis heute.
1936 zog die Familie Montessori nach Holland. Im zweiten Weltkrieg
wurde Maria Montessori mit ihrem Sohn in Indien interniert. Aber
auch dort engagierte sie sich für ihre Pädagogik und bildete
mehr als 1000 Lehrerinnen und Lehrer aus. Erst 1946 kehrte sie nach
Holland zurück. Mit 82 Jahren starb Maria Montessori 1952 in
den Niederlanden.
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